Ein Buch über Freundschaft und Liebe. Ein Krimi? Ein Thriller? Keine Ahnung. Ganz sicher aber ein großer Roman
Marcus Goldmann ist Schriftsteller. Ein bekannter, sehr
erfolgreicher Schriftsteller – noch. Bis ihn die Krankheit packt, vor der
Autoren sich fürchten. Die Welt wartet auf seinen nächsten Bestseller, Agenten
und Verleger sitzen ihm im Nacken, aber Marcus bringt nicht einen einzigen
anständigen Satz auf das Papier.
Verzweifelt besucht er seinen alten Mentor und Professor
Harry Quebert und gerät mitten hinein in eine seltsame Geschichte, als in
Harrys Garten die Leiche der seit 33 Jahren vermissten Nola gefunden wird.
Natürlich wird sofort Harry des Mordes verdächtigt, einige Indizien sprechen
für seine Schuld. Marcus jedoch glaubt an die Unschuld des Freundes und beginnt
zu ermitteln, zunächst alleine – später mit Hilfe der Polizei. Marcus erfährt
viel. Dinge über die Bewohner des kleinen Örtchens Aurora, Einzelheiten über
Harrys Liebe zu Nola. Doch nichts ist so, wie es scheint. Hat Harry wirklich
die erst 15jährige Nola verführt? War er der Einzige, mit dem sie sich
eingelassen hat? Warum liegt das Manuskript von Harrys berühmtesten Roman bei
Nolas Leiche? Wer versucht Marcus einzuschüchtern?
Joël Dicker wollte nach eigener Aussage ein langes Buch
schreiben. Das hat er getan. Er legt einen Roman vor, in welchem der
Schriftsteller über einen Schriftsteller schreibt, der über einen
Schriftsteller schreibt. Er schenkt uns einen Liebesroman, einen
Gesellschaftsroman, so spannend wie ein Krimi. Auch wollte er sowohl
anspruchsvolle als auch Gelegenheitsleser ansprechen. Ich glaube, auch dies ist
ihm gelungen.
Es gibt einen unheimlichen Hype um diesen Roman. Das
Marketing ist brillant. Zahllose Gründe sprechen dagegen, dieses
Buch zu lesen. Diese Gründe halten aus meiner Sicht jedoch nur genauso lange
stand, wie es dauert, die ersten zehn Seiten zu lesen. Danach hatte mich Dicker
eingetütet. Er hat mich mit Worten umgarnt, mir geschmeichelt, mir das gegeben,
was ich lesen wollte. Er hat es geschafft, dass ich mich nicht mehr losreißen
konnte von diesen 736 Seiten, von denen mir jede einzelne einen Riesenspaß
bereitet hat. In einer wunderbar leichten Sprache erzählt Dicker eine
Geschichte, die leise beginnt und in einem fulminanten Finale gipfelt. Auch
wenn er für mich persönlich am Ende ein paar Haken weniger hätte schlagen
können – ich gebe eine ganz klare Leseempfehlung für den großen Roman eines
begnadeten Autors.
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